HUNA/K #1: Was war das HIER und DORT?

Maurice Louca, Bashar Farran (Bass) und Tommaso Cappellato (Drums) beim Abschlusskonzert im TYDE. / Foto: Didi Stahlschmidt

Maurice Louca, Bashar Farran (Bass) und Tommaso Cappellato (Drums) beim Abschlusskonzert im TYDE. / Foto: Didi Stahlschmidt

11 Tage HUNA/K liegen jetzt hinter uns. 11 Tage, an denen das Festival in acht Locations und auf Plätzen des öffentlichen Raums über 30 Veranstaltungen auf Dortmund einprasseln ließ. 11 Tage, die viel bewegt haben – und noch mehr hätten bewegen können. Die LastJunkies waren fast jeden Tag dabei und fassen euch deshalb nochmal grob zusammen, worum es ging, was gut und was nicht so gut war.

Die Premiere des interdisziplinären Kulturfestivals HUNA/K zwischen dem 24. September und dem 04. Oktober in Dortmund hat die Perspektiven arabischer Künste im Hier und Dort greifbar, erlebbar, spürbar und auch diskutierbar gemacht, soviel ist sicher. Das Ziel der Zukunftsakademie NRW als Veranstalter war es, mit Filmvorführungen, Musikprojekten, Lesungen, Tanz-Performances oder Diskussionsforen an verschiedenen Orten in der Dortmunder Nordstadt (und zwei Schauplätzen in der City) originäre künstlerische Positionen und Narrative der arabischen Welt zu präsentieren. Dieses ging dann gleichzeitig einher mit spannenden Fragen der Interaktion bzw. Wechselwirkung von Kunst mit Mensch und Raum –wie bei der Aktion des Beiruter Graffiti-Künstlers Yazan Halwani in der Münsterstr., oder der Performance der ägyptischen Künstlergruppe „Cairography“ im öffentlichen Stadtraum.

Viele der von uns besuchten Veranstaltungen haben uns auch wirklich gut gefallen. Die Mittel, die die Künstler aus dem Libanon, Ägypten, Palästina, Syrien, Marokko, Tunesien und Algerien wählten, um ihre Botschaft zu transportieren, die Leute zu aktivieren, ihnen etwas verständlich zu machen, waren teilweise ergreifend und effektiv. Ganz gleich, ob das Publikum eingebunden wurde, oder es passiv konsumierte – unverkennbar war, wie viel Kreativität im arabischen Raum schwebt und wie (für viele wohl unerwartet) stark ausgeprägte Subkulturen es dort gibt. Schade allerdings war, dass das Potenzial des HUNA/K vielen Dortmundern offenbar verborgen blieb. Der Zuschauerandrang hätte nämlich teilweise durchaus noch größer sein dürfen. Erst vermuteten wir, dass eben die Zielgruppe des Festivals in Dortmund nicht groß genug sei – aber auch wenn es nicht Berlin ist, so wäre mehr sicher trotzdem möglich gewesen. Woran lag es also dann? Vielleicht an den Semesterferien, vielleicht aber auch an der Veranstaltungsfokussierung auf die Nordstadt. Denn jeder weiß ja: Der Ruf der Gegend zwischen Hauptbahnhof, Borsigplatz und Hafen schreckt eben doch noch manche Leute ab. Auf der anderen Seite: Wo sonst hätte ein Festival, das auf die Kommunikation arabischer Künste abzielt, besser stattfinden können? Dass die dort in großer Zahl vertretenen Dortmunder mit arabischem Hintergrund nur selten zu sehen waren, war wiederum nicht weiter verwunderlich, schließlich gilt Experimentalkunst den meisten Menschen (ganz gleich welchen regionalkulturellen Hintergrunds) als etwas elitäres – und die Elite ist eben naturgemäß nur eine kleine gesellschaftliche Gruppe. Doch dass bisweilen nicht ganz so viele den Weg zu einer Lesung oder ähnlichem fanden, fühlte sich trotzdem nicht traurig an. Denn die jeweils auftretenden Künstler ließen keinen Zweifel daran, dass sie sich über jeden einzelnen, der sich für ihr Werk interessierte, freuten. Und die Stimmung war sowieso zumeist sehr intensiv.

So auch beim Abschlusskonzert des Festivals am vergangenen Sonntag in den TYDE Studios am Hafen. Hier trat der aktuell durch Europa tourende Kairoer Musiker und Komponist Maurice Louca live mit Schlagzeuger und Bassisten auf, um jenseits der musikalischen Grenzen mit innovativen, elektroverliebten und zugleich doch stark künstlerischen Anleihen das Publikum auf eine Reise zu schicken. Ohne Gesang, nur am Synthesizer agierend, erschuf er zusammen mit Bashar Farran (Bass) und Tommaso Cappellato (Drums) mal sphärische, mal rockende, mal arabische oder auch jazzaffine Klangteppiche mit enormer Intensität. Und gerade diese musikalischen Bilder und die beschriebene Klangästhetik passten so gut in das Format HUNA/K, waren sie doch erlebbares Sinnbild von selbigem.

Kurz gesagt: Wir würden gerne eine neue Auflage des HUNA/K in Dortmund sehen. Und wenn es so kommen sollte, können wir den Besuch wirklich nur empfehlen. Die arabische Welt hat nämlich sehr viel mehr als Religion und politische Unruhen zu bieten.

Text und Fotos: Florian Kohl und Didi Stahlschmidt

Und zu guter Letzt: Unsere Bilderstrecke vom Festival:

Bjoern Hering

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