Überschätzt – Frank Schätzing meets David Bowie


Autor Frank Schätzing klappert mit Gastauftritten zahlreiche bekannte Fernsehformate der öffentlich-rechtlichen Sender ab, gibt Radiointerviews und die bedeutendsten Presseorgane des Landes promoten sein neustes Werk. Taxi Galaxi – kein neuer Besteller-Roman, sondern ein eher mäßiges Musikalbum.

Frank Schätzing hat sich einen Jugendtraum erfüllt und produzierte im heimischen Keller-Tonstudio sein erstes eigenes Musikalbum. Bereits als Teenager träumte er von einer „Rockstar-Karriere“, wie so fast jeder naive Sechzehnjährige, den das normale Dasein langweilt und der nichts mit sich anzufangen weiß. Nun ist Schätzing aber bei weitem aus diesem Alter heraus und auch liegt ihm das Rockstar-Dasein nicht wirklich im Blut, was beim Reinhören in Taxi Galaxi schnell deutlich wird. Das selbstproduzierte Album lässt sich laut Frank Schätzing in keine musikalische Schublade stecken und dennoch strotzt es nur so vor David Bowie aus den 70er und 80er Jahren. Zunächst dröhnt dem Hörer eine schwache Gesangstimme durch die Ohren, die wenn auch ungewollt, nach einem kümmerlichen Bowie-Imitat klingt. Bei der Komposition des Albums fällt aber auch auf, dass Schätzing durchaus in der Lage ist einen ansprechenden Sound zu kreieren, der allerdings nicht mehr als an eine schlichte Kopie vergangener Zeiten erinnert. Sein großes Vorbild David Bowie benutzte häufig Schriftschnipsel, um daraus seine Songtexte zu bauen. Auf Taxi Galaxi wird ähnlich verfahren: Aus prägnanten Schlagwörtern formt der Schriftsteller kryptische Textschleifen in englischer Sprache, wobei auch hier beliebte surreale Bowie-Themen wie Weltraum und Aliens eingefügt werden. Wie ein roter Faden ziehen sich diese Themen durch Cover Artwork und Videoclip. Als kompromissloser Künstler schaffte es David Bowie mühelos Rockmusik mit Bläsern zu verbinden. Dabei stand das Saxophon, dass er selbst in jungen Jahren erlernt und gespielt hat, oft im Vordergrund. An dieser Rezeptur bedient sich auch ein Frank Schätzing, um einen halbgaren Brei aus Artpop und Glamrock zu servieren, wie zum Beispiel im Titel Modern Entertainment deutlich wird.



Es ist schade, dass ein Künstler sein Idol dermaßen reproduziert, sodass er selbst völlig dahinter verschwindet. Taxi Galaxi ist trotz prominenter Unterstützung eines ehemaligen King Crimson Mitglieds und einem langjährigen Pianisten Bowies nicht mehr als ein drittklassiges Abbild längst vergangener Höhenflüge von Musikern, deren Genialität und Einzigartigkeit ein Frank Schätzing nicht erreichen mag. Hätte dieses Album ein Hans Müller aus Buxtehude veröffentlicht, wäre es vermutlich kaum redenswert, würde aber mindestens genauso ein Stirnrunzeln bei waschechten Bowie-Liebhabern auslösen.


Katharina Hering

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