Rettet das Vinyl: Schallplattenbörsen sind kult

Schallplattenbörsen sind kult / Foto: Marc Whattieu, Licence: CC-BY-2.0

Am 3. Oktober findet wieder eine Schallplattenbörse im Kongresszentrum der Dortmunder Westfalenhallen statt. Aussteller und Händler präsentieren zahlreiche Tonträger aus allen Musikgenres seit den 50er Jahren bis heute. Von 11-16 Uhr kommen Musikliebhaber voll auf ihre Kosten und können dutzende Plattenkisten durchstöbern und dabei fachsimpeln. 

Vinyl ist und bleibt kult. Auch Schallplattenbörsen werden immer beliebter. Neben regelmäßigen Besuchen im heimischen Plattenladen sind Veranstaltungen dieser Art ein Highlight für jeden Vinylfan. An einem Sonn- oder Feiertag stellt man freiwillig den Wecker auf eine unchristliche Zeit am frühen Morgen, um nach einem ausgewogenen Frühstück gestärkt zu irgendeiner Schallplattenbörse zu trudeln. Dort angekommen wird ein kleines Eintrittsgeld, meist um die drei bis vier Euro, verlangt und schon öffnen sich die Pforten des Schlaraffenlandes für Freunde der schwarzen Scheibe.
Hunderte Musikliebhaber, meist männlich und Generation 50 plus, drängen sich durch ein verschwitztes Forum großer Veranstaltungshallen, um die Platte des Tages zu ergattern. Reihe an Reihe präsentieren zahlreiche Aussteller ihre Tonträger meist feinsäuberlich und alphabetisch sortiert nach verschiedenen Musikgenres, Herkunftsländern, Pressungen und Preisen. Dem Käufer und Sammler werden Schallplatten seit den 50er Jahren angeboten, wobei ein Großteil der Platten aus dem Rock und Pop Genre der 60er-80er Jahre stammen. Hier findet man vom 5-Euro-Schnäppchen bis hin zu wahren Raritäten im mehrstelligen hunderter Bereich fast alles, was das Herz begehrt. Aber auch aktuelle Bands und Alben, häufig aus der Indieszene, werden vor allem von der jüngeren Generation mit großem  Interesse am Vinyl, gekauft. Allerdings schätzen die echten Musikliebhaber vorzugsweise das Angebot ausgefallener Raritäten, z.B. Erstpressungen, limitierte Auflagen oder auch japanische Pressungen (beste Klangqualität). Dabei wird sich beim Stöbern der Kisten weniger auf günstige Schnäppchen zu Flohmarktpreisen aus Opas Schallplattensammlung gestürzt. Bei teueren Tonträgern dient das Mobiltelefon als nützliche Hilfe, um im Netz auf einer speziellen Plattform nach Informationen und aktuellen Richtwerten des Kaufpreises zu recherchieren. Dies ist aber immer abhängig vom Zustand der angebotenen Platte. Mein letzter Kauf war die deutsche Erstpressung von Black Sabbath Paranoid für schlappe 50 Euro im Zustand VG + (very good plus). Eine Woche später stolperte ich erneut auf einer anderen Börse über die deutsche Erstpressung dieser Schallplatte. Hier war die Rarität mit einem Verkaufspreis von geschlagenen 160 Euro ausgezeichnet, wobei sich die Platte in einem deutlich besseren, fast neuem (NM / near mint) Zustand befand. Die echten Vinylfreaks kaufen teuere Raritäten für ihre Sammlung und spielen die Platte selten bis nie ab, damit der hohe Wert nicht unnötig gemindert wird. Da hat der ein oder andere Sammler schnell mal den Wert eines Kleinwagens zu Hause im Regal stehen. 

So verstreichen fünf Stunden Schallplattenbörse wie im Flug und eigentlich möchte man gar nicht mit dem Stöbern und Fachsimpeln aufhören. Auf dem Weg zum Ausgang werden noch günstige Schutzhüllen beim Händler des Vertrauens abgegriffen, da die zuletzt gekauften 50 Hüllen bereits verbraucht wurden.
Zum Glück sind solche Veranstaltungen durch den großen Vinylboom in den letzten Jahren sehr beliebt geworden und den Fans wird die Möglichkeit geboten, mehrmals im Jahr Schallplattenbörsen zu besuchen. Und wem das heimische Angebot nicht ausreichend genug ist, der sollte sich im Frühjahr keinesfalls die weltgrößte Plattenbörse in Utrecht (NL), mit einem prall gefüllten Geldbeutel in der Tasche, entgehen lassen. Paradiesisch!

Einen Überblick über die kommenden Schallplattenbörsen haben wir hier:

Katharina Hering

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