Amateurfilmer zollt der Graffiti-Szene vom Südbahnhof Tribut

Diese Gebäude existieren schon seit Jahren nicht mehr / Foto: Screenshot

Vor einigen Jahren filmte ein Amateurfilmer die unzähligen Graffitis des längst abgerissenen Südbahnhof in Dortmund und schuf damit ein wunderbares, sowie etwas schräges Zeitdokument.

Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich mich für meine YouTube Serie „Dortmunder Klabauter“ sowie für die Last Junkies On Earth zu den letzten Überresten des ehemaligen Südbahnhof in Dortmund begeben. Unter dem Titel Dortmunds buntester Bahnhof habe ich in groben Zügen (Achtung, Wortwitz!) die interessante Geschichte dieses verschollenen Bahnhofs nahe der Dortmunder Innenstadt skizziert. Seit über 54 Jahren ist der ehemalige Südbahnhof auf den Karten nicht mehr existent, dabei war er 90 Jahre lang einer der wichtigsten Bahnhöfe in Dortmund.

Als das ganze Gelände dann 1963 geschlossen wurde, verfielen die Gebäude, stürzten teilweise ein, wurden Unterschlupf für Obdachlose und schließlich zu einem Mekka für die Ende der Achtziger Jahre aufstrebende und berühmte Graffiti-Szene in Dortmund. Das ganze Gebiet war mit Bildern und Farben überzogen und die Stadt Dortmund hätte sicher ein Gutes daran getan, dieses wilde Areal als Kulturgut und Zeitzeugen zu erhalten, denn in seiner Aussagekraft und seinem kreativem Treiben kam dieses Gelände dem 2013 unter Polizeischutz weiß gestrichenen New Yorker 5Pointz Areal sehr nahe. Stattdessen wurden die vielen bunten Gebäude abgerissen und das ganze Gelände in eine Brachlandschaft verwandelt, auf der demnächst eine Luxus-Apartment Siedlung entstehen soll.

Ehemalige Gebäudereihe am alten Südbahnhof in Dortmund / Foto: Screenshot

Zufällig hat ein Amateurfilmer namens Tom Beam vor einigen Jahren genau diese Graffitis in erstaunlich guter Qualität abgefilmt und damit Dortmund und seiner großen Graffiti-Szene vielleicht ganz unbewusst ein echtes Denkmal gesetzt. Der Soundtrack und die witzig gemeinten Einblendungen von Tom zeugen nicht davon, dass er selbst einmal Teil dieser Subkultur war, aber eben wegen dieser Herangehensweise der etwas anderen Art finden wir sein Dokument so klasse. Tom selbst bezeichnet seinen Film mit den Worten „Diese kleine Video-Diashow ist mein Tribut an die Graffiti-Künstler.“ Lieber Tom, es ist dir gelungen. Danke für dieses außergewöhnliche Dokument aus einer längst vergangenen Zeit in Dortmund.


„Verbotene Ruinen (Graffiti am alten Südbahnhof in Dortmund, Heiliger Weg) von Tom Beam

Bjoern Hering

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